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Christkind hörst du mich?
Von Unbekannt (Mitgliedschaft beendet), 30.11.2010, 00:09

 

Christkind hörst du mich?

Er entsann sich noch sehr genau. "Heiliger Abend" da war er sechs oder sieben? Na egal. Die Tür war verschlossen. Er stiess seine Schwester beiseite und schaute durch das Schlüsselloch."Ich sehe Flügel, goldene" "Goldene? Lass mich sehen!" "Mach doch nicht so einen Krach! Siehst du, jetzt ist er weg.""Wer?" "Na, der Engel!" "Du hast einen Engel gesehen?" "Sei doch endlich still," murmelte er. Natürlich hatte er nicht`s gesehen. Mutter hatte eine Seviette vor das Schlüsselloch gehängt.

 "Goldene Flügel?" fragte seine Schwester ehrfürchtig.Vielleicht spielte Mutter mit. Sie spielte immer erwachsene Spiele mit ihm, wenn sie beide allein waren. Er klopfte an die Tür."Mutter, ich habe was gesehen. Ist das Christkind bei dir?" Mutter näherte sich der Tür."Ihr sollt nicht durch das Schlüsselloch sehen!" "Aber ich habe das Christkind gesehen. Kann ich mit ihm sprechen?" Kurzes schweigen. "aber nur kurz, nur einige Worte," "Christkind" nahm er allen Mut zusammen, "Christkind, hörst du mich?"

Eine hohe Silberstimme antwortete:"Ja" Es war einen Augenblick lang entsetzt. Er hatte vor seiner Schwester angeben wollen, und nun antwortete das Christkind persöhnlich. "Christkind," sagte er und nahm allen Mut zusammen, "nimm das Tuch vom Schlüsselloch und sieh mich an." Langes schweigen. "Mutter" rief er."Ist das Christkind beleidigt?" "Schau durch das Schlüsselloch", sagte Mutter ruhig.

Das war der Augenblick, wo er zu zittern begann. Er hatte gelogen. Er hatte von einer weißen Serviette behauptet, die goldenen Flügel eines Engels zu sehen. Nun kam der Augenblick der Wahrheit.Würde er erblinden? "Schau durch das Schlüsselloch," sagte er zu seiner Schwester. "Sie hat dich aufgefordert," antwortete sie und zog sich in die Dämmerung des Zimmers zurück. Plötzlich begriff er, dass er der Ewigkeit ins Auge blicken würde.Wer kann das ertragen? "Mutter," rief er, "sieht das Christkind mich an?" "Natürlich," war die Antwort."Du sitzt auch nahe an der Tür?" sagte er matt. Es war eine Bitte und Trost. "Ja" sagte die Angst? Mutter, "ich stehe neben dem Christkind. Hast du Angst?" Angst? er würde einem Mysterium, gegenüber stehen.Er würde der Ewigkeit ins Auge blicken. Sein Leben würde fortan ganz anders sein als ehedem. Er würde eine Schwelle überschreiten. Er würde nie mehr lügen dürfen. "Du traust dich also nicht" fragte seine Schwester? Diese Worte waren wie ein Fallbeil. Er näherte sich der Tür und rief:" es hängt ja eine Serviette davor!" und gleichzeitig wußte er, daß keine Serviette davor hängen würde. Wahrscheinlich werde ich erblinden, dachte er. Ich habe das Schicksal heraus gefordert, ich habe gelogen, als ich von den Flügeln eines Engels sprach. "Mutter" rief er, "bist du noch da"? "Sicher mein Junge," flüsterte es nahe an der Tür. Es klang wie ein Kichern. Mutter hatte also keine Angst um sein Augenblick. Er würde die Ewigkeit sehen und unbeschadet die Bescherung erleben, die ihn im verschlossenen Zimmer erwartete, er würde den Lichterbaum erblicken, seine Spielsachen und alles wäre ein größmütiger Scherz. Vielleicht kein heiliger, aber einer, der ihn nicht vernichtete. Als er sein Auge an das Schlüsselloch presste, sah er zunächst gar nichts. Und dann plötzlich in einer hellsichtigen Sekunde, sah er, dass ihn jemand anblickte und er wußte, daß es ein wohlgesinnter Blick, kein heiliges Auge, oh nein, kein strafendes oder sogar tückisches,Blinzeln, sondern ein freundlicher Schalk, der sich vielleicht ein wenig über ihn lustig machte. Das war fast unerträglich. er murmelte:"Danke Christkind!"

Dann hörte er ein Fenster schließen und die Stimme seiner Mutter. "Nun ist es fortgeflogen." Er entsann sich noch viele Jahre später genau an diesen Augenblick. Als seine Mutter starb und die Augen für immer schloss, flüsterte er:"Gute Nacht Christkind! Danke! Auf ein Wiedersehen Christkind!"

verfasser unbekannt

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