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Rafikis Zeichen
Von Unbekannt (Mitgliedschaft beendet), 29.11.2010, 22:40

 

  

Rafikis Zeichen

 Ein Mann hatte zwei Söhne, Rafiki und Tambu. Alle drei wohnten sie in einer Hütte im Grasland. Eines Tages reif der Vater seine beiden Söhne und sagte „Meine Kinder, ihr seid nun alt genug, geht hinaus ins Grasland und seht euch in den Dörfern um. Hinterlässt Zeichen auf eurem Weg, und in einigen Tagen sollt ihr wiederkommen.

Tambu und Rafiki gehorchten dem Vater und gingen hinaus ins Grasland. Nach wenigen Schritten schon begann Tambu. Zeichen auf seinem Weg zu machen. Er knüpfte einen Knoten in ein hohes Grasbüschel,, den er ging, voll Zeichen.

Rafiki, der jüngere, aber und s lief neben dem Bruder her, guckte sich um und tat nichts. „Du knickst kein Knoten ins Gras, du knickst keine Zweige“, sagte Tambu zu ihm. „Warum soll ich das tun?“ fragte Rafiki.

„Der Vater hat es befohlen“, antwortete Tambu.“ Der Vater, hat nicht befohlen, Knoten ins Gras zu knüpfen und Zweige zu knicken“ sagte Rafiki und ging weiter. Nach einigen Zeit kamen sie beide an ein Dorf. Da saßen die Männer des Dorfes im großen Palaverhaus, wo sie sich versammeln, wenn sie miteinander plaudern wollen, und die Männer plauderten und aßen und tranken. Tambu ging herum und knüpfte Zeichen in das Gras und knickte Zweige. Rafiki aber lief sogleich zu den Männern, grüßte sie und erzählte ihnen, dass der Vater ihn und seinen Bruder Tambu ausgeschickt hatte, um sich im Grasland umzusehen. Den Männern gefiel der Junge, und sie luden ihn ein, bei ihnen zu sitzen und zu essen und zu trinken, und er durfte auch zuhören, was sie einander erzählten. Als der Mond aufging und alle müde wurden, luden sie Rafiki in eine der Hütten zum Schlafen ein.

Tambu, hatte viele Zeichen geknüpft und war sehr müde, und so kam es ihm gar nicht in den Sinn, einen Menschen anzusprechen. Müde hockte er sich an eine Hüttenwand und schlief ein.

Als er am Morgen erwachte, stand Rafiki neben ihm, gab ihm zu essen und sagte:“ Das haben mir die Dorfleute für dich gegeben, damit du nicht hungern musst. Iß und komm weiter, wir wollen uns noch ein paar Dörfer ansehen.“

Tambu dankte Rafiki und aß und ging mit ihm weiter. Und wie tags zuvor machte er Zeichen auf dem Weg, knüpfte Gras und knickte Zweige, und Rafiki lief neben ihm her, guckte sich um und tat nichts.

Sie kamen wieder an ein Dorf, und Rafiki ging zu einem Jungen hin, der bei der ersten Hütte saß, und fing an, mit ihm zu reden. Der Jung führte Rafiki in die Hütte seiner Eltern, und die freuten sich über den Besuch und fragten ihn aus, was es Neues gäbe. Da erzählte Rafiki, er hätte eine Regenwolke gesehen, und von den Tieren erzählte er, denen er im Grasland begegnet war. Und von seinem Vater erzählte er auch, und von seinem Bruder.

Die Leute im Dorf gaben Rafiki zu essen und zu trinken, und er schlief in der Hütte der Eltern des Jungen, dem er zuerst begegnet war. Als Rafiki am nächsten Morgen weiterzog, winkten ihm alle nach und riefen:“ Du bist ein lieber Junge! Grüß deinen Vater und komm bald wieder!“

Tambu knüpfte und knickte auch an diesem Tag, den sie durchs Grasland gingen, Grasbüschel und Zweige als Zeichen auf dem Weg. Rafiki lief wieder neben ihm her und tat nichts. Es war sehr heiß. Wieder kamen sie an ein Dorf. Da stand ein Mädchen mit einem Wasserkrug und rief den beiden Jungen zu:“ Kommt her und trinkt, es ist heiß!“

Rafiki kam gelaufen und lachte zum Dank. Tambu aber hörte das Mädchen nicht rufen, weil er eben ein Grasbüschel knüpfte. Und als er endlich an den Dorfrand kam, da waren das Mädchen und Rafiki schon ins Dorf zu den Leuten gegangen.

Tambu legte sich müde in den Schatten einer Hütte. Er redete mit niemand und schlief vor Müdigkeit und Hunger ein.

Rafiki feierte an diesem Abend ein Fest mit, das in dem Dorf gegeben wurde. Sie aßen und tranken und tanzten und erzählten einander Geschichten. Rafiki saß neben dem Mädchen und erzählte von seinem Vater und dem Weg durchs Grasland.

Die Eltern des Mädchens sagten zu einander:“ Das ist ein freundlicher, kluger Bursche, das wäre ein guter Mann für unser Mädchen!“ Und als Rafiki am anderen Morgen weiterzog und sich auf den Heimweg machte, schenkten sie dem Jungen eine Ziege und baten ihn, bald wieder zu Besuch zu kommen.

Als Rafiki und Tambu heimkamen, stand der Vater vor der Hütte und fragte:“ Wie es euch ergangen?“ Da gab Rafiki dem Vater die Ziege, und Tambu erzählte von seinen Grasbüscheln und geknickten Zweigen.

„Ich habe Zeichen auf dem Weg gemacht, wie du befohlen hast“, sagte er. “Wenn du  hinausgehst, kannst du sie sehen.“

„Ich werde mir auch Rafikis Zeichen ansehen“, sagte der Vater.

„Rafiki hat keine Zeichen hinterlassen!“ rief Tambu. „Er ist nur gelaufen und hat geguckt!“

„Wir werden gehen und sehen“, antwortete der Vater. „Kommt mit!“

So gingen der Mann und seine beiden Söhne in das Grasland hinaus, und bei jedem Grasbüschelknopf und jedem geknickten Zweig schrie Tambu:“ Schau, Vater, ein Zeichen! Ich habe auch dieses Zeichen am Weg hinterlassen! Und Rafiki hat gar nichts gemacht!“

Da lächelte der Vater und ging weiter, und die Söhne folgten ihm. Als sie in das erste Dorf kamen, saßen die Männer im Palaverhaus und riefen:“ Da kommt ja der lustige Junge, der schon hier war! Und er hat seinen Vater mitgebracht, herzlich willkommen!“

Und da mussten sich Rafiki und der Vater zu den Männern setzen, und diesmal durfte Tambu dabei sein. Und  die Männer sagten zu dem Vater:“ Du hast einen guten Sohn, er hat sich gut umgesehen im Grasland und eine Regenwolke gesehen und Tiere, und Geschichten weiß er auch!“

Am anderen Tag gingen sie weiter, und auch im weiten Dorf kannten alle Rafiki und hießen ihn mit seinem Vater willkommen und lobten ihn, und sie bekamen zu essen und zu trinken, und auch Tambu bekam etwas ab.

Im dritten Dorf war es genauso. Das Mädchen mit dem Wasserkrug war auch wieder da und bot dem Vater zu trinken an und guckte nach Rafiki, und der guckte zurück und lachte. Und die Eltern des Mädchens brieten eine Ziege und luden den Mann und seinen Sohn zum Essen ein.

„Ich verstehe nicht, warum keiner mich kennt“, sagte Tambu. „Alle sind zu Rafiki freundlich, und er hat nichts getan als geguckt – kein einziges Grasbüschelzeichen hat er geknüpft! Ich war dir gehorsam, Vater, ich habe auf dem Weg Zeichen hinterlassen, so viele ich konnte – aber Rafiki, der kein einziges Zeichen geknüpft hat, wird von allen gekannt und geehrt.“

Da sagte der Vater:“ Es gibt auch noch andere Zeichen als Grasbüschel, mein Kind. Das sind Zeichen, die ein Mensch in den Herzen anderer Menschen hinterlässt, wenn er zu ihnen geht und mit ihnen spricht und ihnen seine Freundschaft zeigt. Solche Zeichen hat Rafiki auf seinem Weg hinterlassen, und darum haben die Leute ihn wiedererkannt und freuen sich, wenn er kommt – solche Zeichen in den Herzen der Menschen bleiben, wenn die Grasbüschelzeichen längst von Tier gefressen oder vom Wind weggetragenen sind!“

Märchen aus Afrika von Friedl Hofbauer

Aus einem alten Adventskalender

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Anonym(Gast), 12.01.2012, 18:25

cool

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