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Eine Weihnachtsgeschichte
Von Unbekannt (Mitgliedschaft beendet), 30.11.2010, 00:13

 

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Als die Weihnachtsgeschichte vergessen wurde....

Es gab einmal einen kleinen Engel. Eigentlich hatte er seinen festen Platz bei den himmlichen Heerscharen und hatte bis jetzt noch an nichts anderes gedacht, als zur rechten Zeit seine Harfe anzuschlagen und seinen weißen Arbeitsanzug sauber zu halten. Das ging schon seit vielen tausend Jahren so und Michael, so hieß er, hätte sich nicht träumen lassen, daß sich daran noch mal etwas ändern würde. Träumen war übrigends auch nicht seine Sache, war er selber doch nicht weniger als ein Traum.

Aber es kam doch anders. Der Herrgott, den er immer sehr gerne mochte, weil er immer so schön gütig war und sich noch nie beschwert hatte,wenn er mal einen flaschen Ton auf seiner Harfe angeschlagen hatte, hatte nähmlich einen himmlischen Plan gefasst. Und zwar hatte er sich entschlossen,daß es an der Zeit wäre, den Menschen ein Zeichen zu geben, daß es den Herrgott noch gäbe.

Dazu schien es Gott auch höchste Zeit zu sein,denn die Menschen waren gerade eifrig dabei, immer mehr von dem kaputt zu machen, was er doch mal mit so viel Mühe geschaffen hatte. Gott wurde angst und bange, wenn er nur nach unten blickte. Gerade neulich hatte ihn wieder ein furchtbarer Knall aus dem Schlaf gerissen und es hatte bis zu ihm herauf geblitzt. Den Engeln hatte es fast den Heiligenschein weggeblasen.

Gott rief also den Michael zu sich und sprach sehr lange und ernsthaft mit ihm über seine Sorgen. Schon einmal hätte er versucht, den Menschen etwas Klarheit zu schenken, damit sie nicht mehr soviel kaputt machen müßten. Damals hätten sie da unten schon die gleichen Probleme gehabt. Die einen waren reich und die anderen versklavt und glücklich war niemand.

Damals war auch ein Bote auf die Ede geschickt worden, erzählte Herrgott. Aber die Mission war nicht wunschgemäß verlaufen. Zuerst war der menschliche Körper des Boten ermordet worden und dann hatten die Menschen noch eine fürchterlich sentimentale Geschichte aus seinem Leben gemacht. Eine Geschichte, die sich die Menschen zwar immer wieder zur Belebung des Weihnachtsfestes anhörten aber überhaupt nicht mehr zuhörten. Und daher kam die Liebe, die in der Geschichte steckte, überhaupt nicht mehr hervor und die Welt wurde kälter und kälter.

Darum hatte sich Gott also nun entschlossen,einen neuen Versuch zu starten, bervor sich die Menschen vor lauter Unglück alle gegenseitig umgebracht hatten.

Also meinte Gott " Pass auf Michael, du nimmst dir jetzt deine Harfe, ziehst deinen leuchtenden Arbeitsanzug an und dann gehst du runter auf die Erde. Dort mußt du dir dann jemanden suchen, der oder die diese Weihnachtsgeschichte wirklich und ernsthaft verstanden hat. Den oder die mußt du dann bitten und ermutigen und ihm oder ihr die Kraft geben, sie allen anderen Menschen zu erzählen. Während dieser Erzählungen mußt du dann immer auf deiner himmlischer Harfe spielen, damit sie das Herz der Menschen aufschließt. Alles was in der Weihnachtsgeschichte erzählt wird, wird dann direkt in das Herz der Menschen dringen und dann ist die Welt bestimmt gerettet!"

So einfach war das also. Michael war begeistert. Da Heiligabend nicht mehr fern war, machte er sich auch gleich auf den Weg zu den Menschen. Er überlegte, welche Menschen die Weihnachtsgeschichte wohl am dringendsten nötig hätten. Nachdem er einige Zeit auf die Erde heruntergeschaut hatte, kam er auf die sogenannten reichen Ländern. Es war aber gar nicht einfach in diesen Ländern einen Menschen zu finden, der als Erzähler oder Erzählern in Frage käme.

In einer Einkaufsstrasse fand Michael einen Mann mit einem gemütlich aussehenden Bart, einer Zipfelmütze und mit Kindern um ihn herumstehend, der erzählte Weihnachtsmärchen."Das muß er sein," dachte der kleine Engel und schwebte zu ihm herunter.

Aber umso näher er kam umso verwirrter wurde er; die Kinder hörten ja gar nicht zu! Woran lag das nur? Und dann merkte er, daß der Mann in ein Mikrophon sprach, so daß die Kinder gar nicht seine wirkliche Stimme hörten, sondern nur ein hässliches Gekrächze.Und der Bart war nicht echt, die Mütze war aus Pappe und als er dann noch in die Gedanken des Mannes schaute, sah er dort nur seine nächste Gehaltsabrechnung. Die Geschichte, die er erzählte interessierte ihn überhaupt nicht, obwohl sie wirklich sehr schön waren. Außerdem war er noch von so hellen Lampen angeleuchtet, daß er seine Zuhörerschaft gar nicht anschauen konnte. 

Das war es also nicht. Schnell flog Michael weiter. "Sind die Menschen etwa alle so?" fragte er sich verzweifelt. Da kam er an einer Kirche vorbei, die war zu Ehren Gottes aufgebaut worden,erinnerte er sich. Das mußte also eine Stelle sein, wo die Menschen noch von Gott und seiner Liebe wußten. Schnell schwebte Michael herunter. Tatsächlich, der Oberpriester erzählte gerade die Weihnachtsgeschichte.Aber was war das? Die wenigen Zuhörer waren ja gar nicht von der Liebe der Geschichte erfüllt!

Wärte das der Fall gewesen hätten sie sich doch umarmen müßen, zumindest ab und zu einmal anlächeln.Aber nichts von alledem. Michael spürte auch den Grund. Der Pastor glaubte und fühlte selbst nicht, was er erzählte. Er hatte die Geschichte jahrelang studiert, zerpflückt, analysiert, hinterfragt, so daß von der Wärme, den feinen unberührbaren Zusammenhängen nichts mehr übrig war. Deshalb konnte er die Geschichten auch nicht mehr erzählen. Er erzählte den Menschen daher Dinge aus ihrer Welt, einer Welt, die sie kannten, deren Einsamkeit sie kannten und in der sie es dem Pastor natürlich auch nicht glaubten, wenn er von Gemeinsamkeit und Nächstenliebe sprach.

Niedergeschlagen verließ Michael die Kirche. Sollte es auf dieser Welt etwa niemanden mehr geben, der die Weihnachtsgeschichte wirklich erzählen konnte? Er schwebte weiter, vorbei an den hektischen, geschenkehortenden Menschen, den stinkenden Auto und dem Lärm. Solange, bis es stiller wurde, bis die Menschen weniger und stiller wurden, bis dahin, wo die Stadt den Schnee nicht mehr zu einem endlosen grauen Matsch einschmolz und noch weiter.

Das Engelchen fand ein kleines Dorf, im Norden eine Kirche, in der Mitte ein Haus, darin ein warmes Zimmer mit einem Ofen und daneben ein Mädchen hinter einem Spinnrad. Es spann Wolle und dachte dabei an die Schafe, die die Wolle für die Menschen hergaben und an die Hirten, die dort draußen in der Kälte auf die Schafe aufpassten.Und das Mädchen mochte die Schaffe und die Hirten und überhaupt die Menschen und ganz besonders die Kinder. Es spürte deshalb, was die unschuldige Liebe eines Kindes der Welt der Erwachsenen geben konnte und daß manche der Hirten dort draußen in der Kälte sehr viel mehr Wärme übrig hatten, als dieser Landpfleger in seinem warmen Palast.

Und was das Wichtigste für Michael war, das Mädchen kannte auch die Weihnachtsgeschichte. Sie erzählte sie manchmal kleinen Kindern, auf die sie aufpasste um Geld zu verdienen und sie wurde auch verstanden. Die Augen der Zuhörer fingen dann an zu leuchten und die Wärme der Geschichte sprang auf sie über. Nur die meisten älteren Leute verstanden nur wenig. Deren Herzen waren schon zu fest verriegelt.

"Endlich," dachte Michael,"hier ist meine Aufgabe, hier habe ich den Menschen gefunden, der die Welt retten kann!"

Und Michael holte seine Harfe heraus und schlug sie an. Plötzlich war die Welt um das Mädchen wie verzaubert. Menschen, die vorher gar kein Interesse an der Geschichte hatten, kamen plötzlich herbei, baten, die Geschichte zu erzählen, hörten zu, tauten innen drinn auf, wurden lebendig und verstanden die Geschichte mit Begeisterung. Ihre Herzen schlugen höher und die Menschen erzählten die Geschichte weiter, denn sie hatten gemerkt, wie viel Liebe sich Menschen geben können.

Die Menschen sahen auf einmal, wie grau die Welt, die sie sich erschaffen hatten war.Sie wollten auf einmal leben, weil sie an das lebendige Kind im Stall von Bethlehem dachten.Sie nahmen alle ihre Bomben auseinander und verbuddelten sie tief unter die Erde. Dann trafen sie sich überall, um die Weihnachtsgeschichte zu hören und sie nahmen sich die Zeit dazu, die sie vorher nie gehabt zu haben glaubten. Michael spielte seine Finger wund und das Mädchen begann heiser zu werden, aber die beiden waren froh. Und Michael merkte, daß sein Plan oder vielmehr der des lieben Herrgottes aufgegangen war.

Und so gaben die beiden so viel von ihrer doppelten Liebe, der Liebe des Menschen, die mit himmlischer Hilfe auf offene Herzen traf, an die Menschen weiter, daß die Welt ein ganz kleines bisschen besser wurde.

Das Einzige, was das Mädchen und auch Michael nicht wußten und was ihnen manchen Zweifel erspart hätte, war folgendes: Gott hatte viele, viele Michaels auf die Erde geschickt und in jeder Ecke und überall fanden sie Menschen, ein Mädchen, einen Jungen, einen Mann, eine Frau, die die Weihnachtsgeschichte noch verstanden. Und all die Michaels halfen den Menschen, sie weiter zu erzählen. Und darum scheint es doch so zu sein, daß die Welt noch nicht ganz verloren ist.

 

 

 

 

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