Beeplog.de - Kostenlose Blogs Hier kostenloses Blog erstellen    Nächstes Blog   

Es war ein kalter Wintertag
Von Unbekannt (Mitgliedschaft beendet), 29.11.2010, 21:42

 

  ext. Bild

.

Es war ein kalter Wintertag .
Schnee lag in den Strassen und auf den  Dächern, und Eisblumen zierten die Fensterscheiben. Die Leute eilten durch die Gassen und über die Plätze, als ob sie es besonders nötig hätten, in die warme Stube heim zu kommen, und gar Mancher bezahlte die Eile mit einem Falle auf den mit Glatteis überzogenen Pflastersteinen.

Unter denen, die es besonders eilig hatten, war auch der Briefträger, der Mann mit der ledernen Tasche, aus der er gleichmütig und unbewusst gute und böse Nachrichten austeilt, wie ihr ja wohl alle schon bemerkt haben werdet; so dass die Erwachsenen manchmal nach der Lesung eines Briefes entweder recht froh, oder mitunter auch so traurig wurden, dass sie von dem Spiele und Plaudern mit euch nichts mehr wissen wollten.

An diesem Sonntagmorgen hatte der Briefträger unter den vielen großen, mehr oder minder wichtigen Briefen auch einige ganz winzige, auf deren Umschlag sich die auffallend steifen und in die Länge gezogenen Buchstaben wie Soldaten ansahen. So oft er eines dieser Briefchen in eine Stube befördert hatte, hörte man einen frohen Aufschrei , ein rasches Ab- und Zulaufen und eine gewisse Bewegung, die sich erst beschwichtigte, nachdem die lieben Mütter bittenden Kindern eine frohe Zusage gemacht hatten.

Die Briefchen waren alle ziemlich gleichlautend und da mir ein kleines Vögelchen den Inhalt verraten hat, will ich euch denselben mitteilen.
Da stand zu lesen: "Meine liebe Freundin!
                                Da am Sonntag mein Geburtstag gefeiert wird, hat meine Mutter mir erlaubt,
                                 alle meine liebsten Freundinnen einzuladen. Bitte, komme auch du, bringe aber
                                 auch deine liebe Puppe mit. Du weißt vielleicht, wie sehr ich meinige liebe und
                                 ich denke, es wird sie auch freuen, wenn so viele von ihresgleichen zusammenkommen.
                                 Es grüßt dich herzlich
                                 deine Helene."

Die kleine Briefschreiberin ahnte wohl nicht, dass sie manche der Eingeladenen durch ihre Bitte wegen der Puppe in Verlegenheit bringen würde. Da war zuerst die hübsche Grete, der es nie gelang , in ihrem Puppenköfferchen Ordnung zu halten. Ach, es war ein bunter Seidenstrumpf und ein weißer Wollstrumpf vorrätig, die durchaus nicht zueinander passen wollten, und hätte das jüngere Schwesterchen nicht mit niedlichen Gamaschen ausgeholfen, so hätte Gretchens Puppe wohl Zuhause bleiben müssen. Es war ohnehin nicht recht paßlich, dass die Gamaschen zu einem Sommerkleide angezogen werden mussten, da es aber das einzige war, dass sich leidlich sehen lassen konnte, musste es wohl gut sein.
Auch die sonst so muntere Ella war über die Puppenfrage ganz verlegen, denn sie hatte kürzlich, als ein Hütchen, das sie mit vieler Mühe  aufgeputzt, der Puppe nicht auf dem modernen Chignon sitzen wollte, in einem leider bei ihr nicht seltenen Zornesanfall die Arme zur Erde geworfen. Nun war die Nase in bedenklicher Weise verletzt worden, und hätte Mamas Stubenmädchen nicht auf die neue Mode hingewiesen, dass man verschleiert im Zimmer sitze, so wäre die arme Puppe gar nicht präsentabel gewesen.
In der größten Verlegenheit aber war die kleine Stefanie. "Die Puppe!" seufzte sie, "als ob man nur eine Puppe hätte! Ich habe doch erst zum letzten Weihnachtsfest sechs kleine Gliederpuppen, eine Kofferpuppe und eine Braut erhalten. Die Kofferpuppe ruft so niedlich "Papa, Mama!" und die Braut sieht dagegen so prächtig aus. Welche soll ich nun mitnehmen?" Nach langer Anfrage im Hause wurde beschlossen, die Braut mitzunehmen, da gewiss keine schönere Puppe in der ganzen Stadt zu finden sein werde.

Betrachten wir nun ein wenig unser Geburtstagskind, die liebe Helene.
Sie hatte gebeten, recht zeitig angekleidet zu werden, damit sie dann ungestört alles für ihre Gäste vorbereiten könne. Über das saubere  Kleidchen wurde eine Schürze geworfen und nun ging es an die Arbeit. Obgleich der Puppenwinkel nett aufgeräumt war, wurde doch jeder Gegenstand mit einem Tüchlein rein abgewischt und an seinen Ort gestellt. Auf dem runden Tischchen, vor dem Sofa, das mit einem Reste vom Mamas Möbelstoff bezogen war, fand das hübsche goldberänderte Service seinen Platz. Der gute Vater hatte es vor zwei Jahren aus Karlsbad gebracht und es fehlte noch kein Stück davon. Auf jedes Tellerchen kam ein winziges Zuckerplätzchen und in jedes kleine Glas ein Tröpfchen Limonade. Nachdem alles sorgsam vorbereitet war, sollte die Puppe an die Reihe kommen. Die Puppe!

Helene hatte in Wahrheit nur eine einzige Puppe, namens Rosa, die sie aber unendlich liebte, eben weil sie ihre Einzige war. Sie hatte dieselbe zu ihrem zweiten Geburtstage bekommen, so dass Rosa heute ihren siebenten feierte, da ihre Herrin neun Jahre alt wurde. Wenn das kleine Mädchen anfänglich beim Waschen und Ankleiden ungebärdig sein wollte, wurde die Puppe vor sie hingestellt und die Mutter sagte ihr, sie wolle ihr doch kein böses Beispiel geben. Da lächelte der schon zum Weinen verzogene Mund, und die erste Lehre der Selbstbeherrschung war errungen.
An schlimmen Tagen, wenn Fieber die Wangen rötete, wenn der Umschlag um Hals und Stirne lästig wurde, wieder war es Rosa, die geduldig bei der kleinen Kranken ausharrte, an deren Mund der Löffel mit der bitteren Medizin zuerst gefüttert wurde, und die manchmal noch im heilbringenden Schlafe fest an die Brust gedrückt wurde. Und als Helene lernte, da saß die Puppe auch als treue Gefährtin nebenan, und ihr wurde das erste kleine Geschichtchen vorgelesen.
Nun war freilich nicht mehr so viel Zeit für das fröhliche Spiel frei; Lehrstunden und Aufgaben folgten aufeinander und nur die Abendstunden gehörten mehr der Erholung. Nun regten sich schon die geschickten Fingerchen zur Handarbeit, und manches neue Kleid zeugte von den Fortschritten, zu denen der Wunsch, für Rosa nähen zu dürfen, nicht am wenigsten beigetragen hatte.

Heute, am doppelten Geburtstage, sollte Rosa besonders nett angekleidet werden. Frische Wäsche, blendend weiße Strümpfchen, nette Stiefelchen wurden angelegt. Dann kam das neue blaue Ballkleidchen, darüber die Latzschürze, denn die Hauspuppe muss Hauskleidung haben. Die blonden Haare im Netzchen eingerollt, noch rasch ein blaues Stirnband, nun war es hohe Zeit, denn es wurde eben an der Glocke gezogen, und die kleinen Gäste erschienen der Reihe nach mit ihren Begleiterinnen.

Was war das für eine seltsame Gesellschaft, nämlich die Puppen, denn die kleinen Mädchen sahen so ziemlich alle gleich aus, wie ihr euch wohl vorstellen könnt. Da war Gretchens ziemlich herausgeputzte Puppe, nur die Gamaschen, die leidigen Gamaschen wollten nicht zu dem hellen Kleide passen.
Und Ellas arme Verwundete hatte ein schwarzes Spitzenendchen fest um Stirne und Nase gebunden, was ihr ein recht steifes Ansehen verlieh.
Eine andere Kleine hatte einen Jäger gebracht, dem das Steirerhütlein gar keck auf dem Kopfe sass und dem der Stutzen so unbequem über der Schulter hing, dass er sich nirgends anlehnen konnte.
Neben ihm stand eine Bierländerin, fest eingenäht in schwarzem Zeug, den Obstkorb auf dem Kopfe; die beiden freilich nur zum Anschauen gut, denn was soll man mit einem Jäger anfangen, dem man das Gewehr nicht losmachen kann, oder mit der aus Hamburg herkommenden Korbträgerin, die kein Glied regen darf, damit der auf dem Kopfe angeklebte Korb nicht herabfalle?

Auch ein Wickelkind erschien, als aber ein kleines Mädchen die rosenfarbene Bandschleifen am Steckkissen lösen wollte, erklärte die Besitzerin, das erlaube die Mama nicht. Nun frage ich euch, wie kann man ein Baby lieb haben, dass man nicht nach Herzenslust an- und auskleiden darf?
Nun erschien ein gar merkwürdiger Gast, eine Pariser Puppe, die man mittels eines Räderwerkes zum Laufen bringen konnte. sie rannte durch volle fünf Minuten wie närrisch im Kreise herum, plötzlich gab es eine Ruck, - Rrrrr - da lag sie, und ihre undankbare kleine Besitzerin hätte sie liegen lassen, wenn nicht Helenchen mit ihr Mitleid gehabt hätte und ihr einen Platz auf dem Sofa zugewiesen hätte.

Zuletzt kam Stefanie mit ihrer Braut, und ich muss gestehen, dass man nicht leicht eine schönere Puppe sehen konnte. Das Atlaskleid mit langer Schleppe musste vorsichtig gehoben werden, bis man ihr auf dem Sofa neben der Pariserin Platz machen konnte; der Schleier wallte bis zu den weißen Seidenschuhen nieder, ein Myrthenkranz zierte das Lockenköpfchen und die fein behandschuhte Hand hielt einen weißen Strauss.

 

Keines der kleinen Mädchen hatte je eine solche Herrlichkeit gesehen und die Laufpuppe ward ganz darüber vergessen. Es ist mir leid, sagen zu müssen, dass sich in manchen Herzchen ein böses Gefühl des Neides regte; ich nenne euch keine Namen, denn über so traurige Dinge soll man nicht viel sprechen. Dass es nicht die kleine Helene war, glaubt ihr mir sicher; im Gegenteil sah sie trotz der zerstreuenden Gesellschaft gar oft auf ihre Rosa und hätte gern gewusst, ob der Liebling wirklich etwas bei dieser ihm zum Gefallen vernastalteten Puppengesellschaft empfinde.

Wie der Nachmittag verging, könnt ihr euch selbst vorstellen. Es wurde zuerst der Puppenwinkel sorgfältig durchstöbert, was nicht gerade zu seinem Vorteil war, dann erhielten die Gäste reichlich Erfrischungen. Zuletzt fand ein munteres Pfänderspiel statt und als es vom Turme acht Uhr schlug, kamen Diener und Dienerinnen, hüllten Mädchen und Puppen mehr oder minder sorgfältig ein und bald war es still in Helenes nettem Zimmerchen.

So müde die Kleine auch war, sie ließ es sich doch nicht nehmen, ihr Spielzeug in die schönste Ordnung zu bringen, die liebe Rosa auszukleiden und zu Bette zu legen, bevor sie selbst zur Ruhe gehen wollte.
Tut ihr das auch, meine Lieben?
Wie erstaunt war aber Helene, als sie bei einem zufälligen Blick auf das Sofa die schöne Braut ganz geduldig  in der Ecke lehnen sah. Stefanie hatte sie vollständig vergessen, was man wohl einem Mädchen verzeihen kann, das erst zur letzten Weihnacht sechs Gliederpuppen bekommen hatte und noch von früher eine Tirolerin, einen Matrosen und eine Anzahl anderer mehr oder weniger kostbarer Puppen besaß, so dass es ihr auf eine nicht ankommen konnte.

Nun hättet ihr Helenes Verlegenheit sehen sollen! Das Gastrecht gebot, der armen Verlassenen eine bequeme Ruhestätte anzubieten, Rosa aber lag schon sanft gebettet und durfte nicht gestört werden. In der Ungewissheit, was sie tun solle, wollte Helene wenigstens anfangen, die Braut zu entkleiden, aber leider war alles fest an den Körper genäht und bei näherer Besichtigung überzeugte sich das gute Mädchen, dass nicht das Geringste für die Bequemlichkeit der armen Puppe geschehen könne, wenn nicht der ganze kostbare Putz gestört werden sollte. Nun wurde sie behutsam auf das Sofa gelegt, ein Kissen unter ihren Kopf geschoben, eine Decke sorgsam über sie gebreitet und dann erst suchte das Geburtstagskind sein Lager auf.

Bald herrschte die tiefste Ruhe im Hause. Helenes Wangen röteten sich im Schlafe, gleichmäßig hob und senkte sich ihre Brust und kein Traumgebilde störte ihre Seele, bis es vom Turme zwölf Uhr schlug.
Nun begab sich etwas Seltsames, dass ich euch mit bestem Wissen nicht erklären kann. Träumte die Kleine, oder war es Wirklichkeit, dass sich mit dem letzten Schlag der Mitternachtsstunde die beiden Puppen, die eine in ihrem Bettchen, die andere auf dem Sofa, zu dehnen und zu strecken begannen? Ja noch mehr des Wunders, die Braut, der es vermutlich in dem leichten Anzuge kalt geworden, nieste so heftig, dass Rosa in die Hohe fuhr und fragte: "Wer ist da?"
"Ach, " antwortete die Andere "ich bin es, der die Nacht so lange wird wie der Tag, immer fest eingenäht in dem engen Kleide und mit dem Kranze auf dem Kopf, den ich mir gerne herabreißen würde, wenn ich nicht fürchtete, dass die Schuld auf die kleine Helene fällt, die wirklich ein gutes Kind ist und mir es so bequem gemacht hat, wie ich es noch nicht gehabt, seit ich Braut geworden."
"Möchtest du mir nicht sagen, wie du heißt?", fragte Rosa. "Wenn ich das nur selber wüsste," antwortete die Puppe ärgerlich.

"Siehst du, meine früheste Erinnerung reicht dahin, dass es mir wie ein Ruck durch den Körper ging und ich mich auf einem großen Tisch fand, wo eine Anzahl von kleinen Köpfen neben einer gleichen Menge von kopflosen Leibern lagen. Wie nun der Reihe nach aus den beiden Bestandteilen je eine Puppe wurde, dachte ich mir, der Ruck sei wohl dadurch entstanden, dass Körper und Geist zusammenkamen, wodurch ich eine vollständige, zu Leid und Freud befähigte Puppe geworden.
Ich glaube, die Menschen nennen das Geburt und ich bin gutmütig genug, ihnen zu wünschen, dass sie sich als Neugeborene behaglicher fühlen mögen, als das bei mir der Fall war.
Nun, da lagen wir, blonde und braune Puppen mit langen Flechten oder kurzen Löckchen und es erschien mir schwer, etwas Besonderes an einer von uns zu finden. Es muss aber doch ein Unterschied gewesen sein, denn eine unangenehme Person, die uns mit ihren mageren Fingern schonungslos durcheinander warf, klebte endlich einer jeden ein Zettelchen , auf die Brust, das, wie ich später merkte, unsere künftige Bestimmung enthielt.

Ein schlank geratenes Persönchen mit sanftem Ausdruck in den Zügen wurde mit dem Worte NONNE versehen. Ich sah sie später in einem schwarzen Tuchhabit, das im Sommer warm genug sein muss und einer Schleierbinde über der Stirne.
Eine kleine Dicke erhielt die Aufschrift BÄUERIN; auch mit ihr traf ich im Laden des Spielwarenhändlers zusammen, und sie klagte mir bei unserer Mitternachtsplauderstunde, die ein wahres Glück für uns Puppen ist, dass es ihr furchtbar beschwerlich sei, Tag und Nacht mit dem Graskober auf dem Rücken dastehen zu müssen. So erhielt jede von uns ihre Bestimmung , bis die Reihe an mich kam und ich, vermutlich weil ich unleugbar sehr hübsch bin, zur Braut erwählt wurde. In meiner Unerfahrenheit war ich recht froh, als mich eine bleiche, vergrämte Arbeiterin in Seide und Spitze einhüllte.
Ich war auch sehr bald fertig, denn Weihnachten war vor der Tür und da nähte so ein armes Mädchen Tag und Nacht hindurch, um zu rechter Zeit das Bestellte abliefern zu können. Nun da lag ich in einem sauberen Karton, neben all den vornehmeren Puppen im Laden, während das gemeine Volk in Kattun und Leinen Tag und Nacht auf kleinen Stöckchen auf Käufer warten musste.
Endlich wurde ich abgeholt und ich darf nicht leugnen, dass es mich freute, als mich ein baumlanger Diener in einen schönen Wagen hob und ich am Abend unter einen mit glänzenden Lichtlein besteckten Tannenbaum gelegt wurde.
Leider war dies meine letzte gute Stunde, denn das kleine Mädchen, dem ich beschert wurde, scheint keine rechte Freude an mir zu haben und ich werde entweder tagelang gar nicht beachtet, oder es bindet mich ein kleiner Junge auf sein Schaukelpferd und schleudert mich hin und her, dass es ein Wunder ist, wie noch Kranz und Schleier auf dem Kopfe halten.
So richtig gemütlich ist es mir erst heute geworden, wo mich deine kleine Mama auf dem Sofa bettete. Nun erzähle mir aber auch, wie es mit dir herging?"

"Ich muss dir sagen," antwortete Rosa, "ich habe es wahrhaftig immer gut gehabt. Den gewissen Ruck, über den du dich beklagst, habe ich wohl auch noch in Erinnerung, das ist aber schon lange her und er wurde möglichst sacht vorgenommen.
Es war die Mutter meiner Mama Helene, die diese notwendige Operation an mir vollzog, und sie tat es hübsch langsam. Dann kleidete sie mich nach und nach an, so wie ein Stück meiner Bekleidung nach dem anderen fertig wurde, und sah mich dabei mit glücklichem Lächeln an. Einmal zeigte sie mich sogar ihrem Gatten, der lachte sie und mich aber aus.
Wenn Helenchen dann ins Zimmerchen trippelte, wurde ein Tuch über mich geworfen, und als ich endlich fertig war und der Kleinen als Geburtstagsgeschenk in die bittend emporgehobenen Arme gelegt wurde, da ward ich so geherzt und liebkost, wie ein Kind im Mutterarm.
Nun bin ich schon lange im Hause, bekomme zu Weihnachten und zum Geburtstage immer ein neues Einrichtungsstück oder etwas für meine Toilette und hoffe auf ein recht ruhiges Alter, denn ich bin die einzige Puppe geblieben , und wenn meine Helene groß wird, hebt sie mich gewiss zum Andenken an die Freude, die ich ihr bereitet habe, sorgfältig auf."

Eben wollte die Braut etwas erwidern, da schlug es Eins. Die Puppenplauderstunde war vorüber - leblos sanken sie auf ihre Lagerstätten zurück.

Am Morgen erzählte Helene ihrer Mutter, es habe ihr geträumt, dass die beiden Puppen die Nacht über allerlei närrisches Zeug gesprochen hätten. Die Mutter erklärte, das sei die Folge des unter so vielen Puppen verbrachten Nachmittags gewesen. Dann wurde die Braut in ein Tuch gewickelt und fortgeschickt, ohne dass jemand ahnte, dass sie sich dabei etwas denken könnte.

Warum ich euch, meine kleinen Freundinnen, diese Geschichte erzählt habe?
Ja seht, einige von euch haben vielleicht eine recht in Unordnung geratene Puppe; bittet also eure guten Mütter um etwas Zeug und richtet sie sorgfältig her, damit ihr wieder Freude daran habt und euch vor dem Gedanken nicht fürchten müsset, dass sich die Puppe vielleicht um Mitternacht über euch beklage.
Ihr anderen aber, denen mit diesen Blättern auch viele andere schöne und nützliche Dinge beschert wurden, haltet Umschau unter eurem Überflusse. Bittet eure Mütter, von den vielen Puppen, die ihr besitzt, armen Kindern, die sich an einer einzigen so herzlich erfreuen würden, die meisten schenken zu dürfen.
Glaubt mir, die EINE Puppe, für die ihr nähet und kochet, die ihr am Morgen nett ankleidet und am Abend sorgfältig zu Bette bringet, wird euch mehr Freude bereiten als all der Überfluss.
Und seid ihr einmal erwachsen, so wird sie euch ein eben so liebes Andenken an die Kindertage sein, wie Helene ihre Rosa.

 

 ext. Bild

[Kommentare (0) | Permalink]


Kommentar zu diesem Eintrag erstellen:

Name:
(Gast)

Möchtest du als Registrierter schreiben, dann kannst du dich hier einloggen oder neu registrieren!

Bitte übertrage die folgende Zahl in das Feld:


Text:

 



Blog powered by Beeplog.de

Die auf Weblogs sichtbaren Daten und Inhalte stammen von
Privatpersonen. Beepworld ist hierfür nicht verantwortlich.

Engel und Elfenseite
 · blueangel

Gedichteseite

Lebenpur

Glaubenskraft
 · glauben

Autorentreff
 · Autorentreff

Meine Herkunft

Kalender
« Mai, 2024 »
Mo Di Mi Do Fr Sa So
  12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
2728293031  

engel_rosina