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Samstag, 29. November 2008
Auf der Flucht nach Ägypten
Von Unbekannt (Mitgliedschaft beendet), 21:51

 

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Die heilige Jungfrau hatte sich einmal auf ihrer Flucht nach Ägyptenland ohne den heiligen Josef in einem finsteren Walde verlaufen, wo sie voller Angst und Not herumirrte, bis sie endlich schon spät in der Nacht aus ihm heraus und in ein Dörflein kam.Dort klopfte sie an einem stattlichen Bauernhaus an. "Wer ist da?" rief die Besitzerin des Hauses, die aus dem Fenster guckte. "Ich bitt euch, laßt mich und mein Kindlein herein für diese eine Nacht bloß, denn wir kommen von weit her, sind todmüd, und es friert uns sehr!"

"Mein Haus ist kein Wirtshaus! Seht, wo ihr sonst unterkommt!" war die Antwort, und traurig ging die heilige Jungfrau mit ihrem Kinde weiter.

Da gewahrte sie auf einmal eine kleine, halbverfallene Hütte, aus der noch ein Lichtschein schimmerte. Auch hier klopfte sie an:" "Herein!" rief es von innen heraus, und als die heilige Jungfrau in die Stube trat, kam ihr ein armes Weiblein gar freundlich entgegen und fragte nach ihrem Begehr.

Die heilige Jungfrau bat um ein Nachtquartier. "Sehr gern!" sprach das arme Weiblein und bereitete ihren Gästen ein bequemes Nachtlager, nachdem sie sie mit etwas Milch und Brot erquickte hatte.

Als nun Maria am anderen Morgen weiterzog, dankte sie dem armen Weiblein und sprach:" Was du heute zuerst tust, das soll dir tausendfach belohnt werden." Da lief das arme Weiblein flugs an ihr Spinnrad und spann fleißig den ganzen Tag, und als sie am Abend auf ihre Arbeit sah, da gewahrte sie mit freudigem Schrecken, daß sie tausend Rocken gesponnen hatte.

Einie Zeit darauf, als die heilige Jungfrau auf demselben Wege aus Ägyptenland in ihre Heimat zurückkehrte, begegnete sie wieder der hartherzigen Bäuerin, die ihr damals ein Obdach verweigert hatte. Als diese die heilige Jungfrau sah, ging sie mit freundlicher Miene auf sie zu und bat sie gar schön doch ihr lieber Gast zu sein. Denn sie hatte von dem Lohne, den das arme Weiblein empfangen hatte, vernommen.Maria folgte ihr in ihr Haus und ward aufs köstlichste bewirtet; sie und ihr Kind erhielten sodann auf weichem Pfühle (Kissen) ein herrliches Nachtlager.

Als nun am andern Morgen die heilige Jungfrau ihre Heimreise fortsetzte, bedankte sie sich und sprach:"Was du heute zuerst tust, das soll dir tausendfach belohnt werden." Als das reiche Weib das hörte, war sie außer sich vor Freude und bedachte sich, was sie tun sollte.

Aber so viel und so sehr sie auch darüber nachdachte, es wollte ihr nichts einfallen. Da schlug sie sich vor lauter Ärger an den Kopf. Das war heute ihre erste Arbeit gewesen, und die ist ihr auch zur Strafe für ihre Hartherzigkeit und Heuchelei so tausendfältig belohnt worden, daß ihr bald Hören und Sehen verging!

Aus: Des Knaben Wunderhorn

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