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Montag, 29. November 2010
Die Legende vom Kornwunder
Von Unbekannt (Mitgliedschaft beendet), 21:41

 

 

.
.
Alles nur Stroh?
*
Schaut euch einmal Stroh an,
nehmt es in die Hand,
schließt die Augen,
werdet still,
versucht, die Länge zu spüren,
die Temperatur,
die Festigkeit,
das Gewicht.
Nun öffnet die Augen,
sprecht über das,
was ihr erfühlt habt.
Früher war dieser Halm einmal grün.
Vielleicht war es ein Getreidehalm
mit einer Ähre,
Körner für Mehl,
Mehl für Brot.
Schaut in den Halm hinein.
Er ist hohl.
Luft ist darin.
Er ist wie eine Röhre gebaut.
Das macht ihn fest.
Aus Stroh kann man viel machen.
Was fällt euch ein?
Strohkränze,
Strohmatten,
Strohteppiche,
Strohdächer,
Strohbetten
und schließlich Strohsterne!
Also: Alles nur Stroh?
.

. . 

Die Legende vom Kornwunder

 Es war zu der Zeit, als Nikolaus Bischof in der Stadt Myra war. Eine lange Trockenheit hatte den Boden ausgeglüht und jedes grüne Kraut verdorren lassen. Seit zwei Jahren hatten die Menschen in der ganzen Gegend kein Korn mehr ernten können. Anfangs waren noch Handelsschiffe über das Mittelmeer in den Hafen  gesegelt, doch als es in Myra nichts mehr zu handeln gab, blieben sie weg. Bald waren die Vorräte aufgezehrt, und der Hunger klopfte an die Türen. Auch für die Schafe und Ziegen gab es kein Futter mehr. So wurde ein Tier nach dem anderen geschlachtet, und ihr Fleisch nährte die Menschen noch eine Weile.

Tobias, ein Junge von zehn Jahren, besaß einen jungen Esel. Er hatte ihn stets gut gefüttert und täglich gestriegelt. Aber nun war das Tier abgemagert und struppig, und seine Rippen stachen spitz unter dem Fell hervor. Beharrlich hatte sich Tobias geweigert, den Esel schlachten zu lassen, obwohl auch ihn der Hunger quälte. Eines Tages ging er mit dem Esel zum Hafen und starrte auf das Meer. „Irgendwann muss doch ein Schiff kommen“, flüsterte er. Und dann war es ihm, als ob er im Sonnegeflimmer über den Wellen rote Segel sähe. Erst glaubte er, dass der Hunger ihm Wunschbilder vorgaukelte, aber es näherten sich wirklich  der Schiffe heran und segelten mit dem Abendwind in den Hafen von Myra ein.

Inzwischen hatten sich viele Menschen am Hafen versammelt und schauten und hofften darauf, dass ihr Schicksal sich wende. Tatsächlich waren die Schiffe bis oben hin mit Korn beladen und lagen tief im Wasser. Der Bürgermeister trat dicht an eines  der Schiffe heran und rief:“ seit Wochen leiden wir große Not . Gebt uns von dem Korn, Kapitän, damit wir nicht Hungers sterben müssen.“

Doch der Kapitän befahl seinen Matrosen, die Sperre und Bögen zur Hand zu nehmen.

„Jeden, der den Schiffen zu nahe kommt, werden wir töten. Ich kann euch nicht einen einzigen Sack Korn von der Ladung überlassen. Das Korn gehört dem Kaiser in Byzanz. Jeder Sack wird gezählt, sobald unsere Schiffe ihr Ziel erreichen. Wenn ich etwas weggebe, dann wird der Kaiser mich für den Rest meines Lebens in den Kerker werfen lassen.

                                                      Hat nicht unser Bischof Nikolaus schon manchen harten Menschen bewogen, anderen zu helfen? Dachte Tobias. Er wollte zum Haus des Bischofs laufen und ihm von den Kornschiffen im Hafen berichten, doch der Esel sträubte sich, auch nur einen Schritt von den Schiffen wegzugehen, denn er hatte das Korn gewittert. Da ließ der Junge das Tier zurück und rannte los. Als der Bischof hörte, was sich ereignet hatte, fasste er den Jungen bei der Hand. Schnellen Schrittes ging es zum Hafen.

Sie standen sich feindselig gegenüber, die Matrosen mit ihren Waffen und die hungernde Meute. „Ich kann die Leute nicht mehr lange zurückhalten“, sagte der Bürgermeister zu Nikolaus. „Sie werden vor lauter Verzweiflung die Schiffe zu stürmen versuchen.“

„Dann wird viel Blut fließen“, antwortete der Bischof. Er kletterte auf eine Holzkiste und rief den Menschen zu:“ habt noch ein wenig Geduld! Ich werde mit dem Kapitän reden.“

„Komm an Bord, wenn du mit mir sprechen willst“, sagte der Kapitän. Wieder fasste der Bischof die Hand des Jungen.

„Nein“, sagte der Kapitän zu Nikolaus. „Nur du allein sollst auf das Schiff kommen!“

„Fürchtest du dich vor einem Kind?“ fragte der Bischof.

Da ließ der Kapitän es zu, dass auch Tobias seinen Fuß auf die Planken setzte.

Der Esel lief dem Jungen nach. Der Kapitän lachte und. rief  seinen Leuten zu:“ Drei Esel an Bord. Und wenigstens zwei

 Von ihnen sollten wissen, dass ein guter Kapitän nichts von seiner Ladung abgeben darf.“

Nikolaus sagte zu ihm:“ Schau dir den jungen genau an. Er besteht nur noch aus Haut und Knochen. Hilfst du nicht, dann wird er, dann werden wir alle sterben“.

„Das ist wohl schlimm“, gab der Kapitän zu. „Aber es gilt, mein eigenes Leben zu retten. Falls ich später nur einen einzigen Sack Korn zu wenig auslade...“

„Ich weiß es“, sagte Nikolaus. „Aber ich verspreche dir, soviel du uns auch abgibst, nichts, nicht ein einziges Körnchen wird an deiner Ladung fehlen“.

„Die Zeiten, in denen unser Herr Jesus über die Erde ging und Wunder wirkte, die sind längst vorbei“, antwortete der Kapitän.

 „Um Jesu willen, lass uns den Versuch wagen. Einige Männer sollen die Säcke von deinem Schiff an Land tragen und nahebei stapeln. Deine Matrosen mögen das Korn bewachen. Es wird nicht das geringste im Schiffbauch fehlen, sonst, ich schwöre dir, werde ich, der Bischof von Myra, selbst Sack um Sack zurücktragen“.

„Das will ich sehen“, rief der Kapitän und lachte. Er wandte sich an Tobias und sagte:“ he du, setze dich an den Schiffsrand. Deine Füße reichen gerade bis an den Wasserspiegel. Ihr dürft einige Säcke Korn nehmen. Wird die Ladung leichter, steigt das Schiff höher aus dem Wasser. Wir werden es sehen. Kein Mensch kann Korn vermehren“:

„Wenn unser Bischof es sagt, wird es geschehen“, rief der Junge.

„Schweig still, du Grünschnabel“ fuhr der Kapitän ihn an.

„Du sprichst die Wahrheit, Kapitän. Ein Mensch kann das Korn nicht vermehren“, sagte Nikolaus und bestimmte einige junge Männer, die mit dem Abladen beginnen sollten. Sie kamen an Bord und trugen Sack um Sack an Land.  Ganz genau beobachtete der Kapitän, ob die Beine des Jungen sich nicht endlich über den Wasserspiegel hoben. Aber das geschah nicht. Wie viele Säcke auch an Land getragen wurden, das Schiff hob sich nicht einmal eine Spanne breit aus dem Wasser, und an der Ladung fehlte nichts.

Zuletzt sagte der Bischof:“ Nun ist es genug. Das Korn reicht bis zur nächsten Ernte“.

Da trat der Kapitän an den Jungen heran, hob ihn auf die Füße und schenkte ihm ein weißes Brot. Tobias hatte schon wochenlang kein Brot mehr gesehen, aber bevor er ein Stück davon aß, brach er für seinen Esel einen Kanten ab und flüsterte dem Tier zu:“ Siehst du, Graupelz, es war doch gut, dass wir dich nicht geschlachtet haben“.

Auf dem Platz am Hafen brach ein großer Jubel aus. Die einen lobten Gott für das Wunder, das sie mit eigenen Augen gesehen hatten, die anderen dachten daran, wie wunderbar es war, wieder etwas zu essen zu haben. Die Matrosen legten nun ihre Waffen aus den Händen, kamen von den Schiffen herunter und feierten mit den Menschen von Myra ein Fest.

Erzählt von Willi Fährmann

gefunden in einem alten Adventskalender

.

 

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